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Daidalos und Ikaros - auf der Flucht
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Mytologie Kretas: Daidalos und Ikaros – auf der Flucht

So verschlug es Daidalos und Ikaros nach Kreta

Daidalos, Urenkel des sagenumwobenen Athener Königs Erechtheos, galt als kunstfertigster Baumeister und Bildhauer seiner Zeit. Aber auch er war nicht frei von Eitelkeit und Eifersucht. Er gönnte seinem hochbegabten Neffen und Schüler Talos nicht den frühen Ruhm und fürchtete, durch dessen Erfolge sein Ansehen zu verlieren. Schließlich übermannte ihn der Neid, und er stürzte seinen Schüler Talos von der der Athener Akropolis hinab in den Tod.

Bald jedoch kam man auf die Spuren des Mörders, doch kurz vor der Gerichtsverhandlung gelang es Daidalos, zusammen mit seinem Sohn Ιkaros zu fliehen.

Nach langem Umherirren gelangten beide nach der Insel Kreta, wo König Minos sie gastfreundlich aufnahm. Daidalos war es, der auf König Minos Wunsch hin das sagenhafte Labyrinth schuf, in dem das mit menschlichem Körper und einem Stierkopf ausgestatteten Ungeheuer Minοtaurus versteckt gehalten wurde. Hierzu weiterlesen in Die Königstochter Ariadne, das Ungeheuer Minotaurus und Theseus
Nach dem Tode des Minοtaurus durch den Athener Königssohn Theseus, der anschließend mit der Tochter des Minos, Ariadne, zurück in seine Heimatstadt segelte, sperrte der wutentbrannte Minos den Daidalos mit seinen Sohn Ikaros in das Labyrinth; auch ließ er von da ab alle auslaufenden Schiffe kontrollieren, um somit deren Flucht zu verhindern.

Daidalos und Ikaros - auf der Flucht
Otto Lilienthal (1848-1896) Fliegeberg, Schütte-Lanz-Straße, im Sommer 1894 mit seinem Vorflügelapparat im Fluge. Links der Fliegeberg bei Berlin, eine ehemalige Abraumhalde der Ziegelanlage im Hintergrund.

 

Flucht durch die Lüfte

Doch nicht umsonst besaß Daidalos als Geschenk der Götter seinen erfindungsreichen Geist. »Mag König Minos mir auch Land und Wasser versperren« sagte er zu Ikaros, »so bleibt mir doch der weite Himmelsraum. Über ihn hat König Minos keine Gewalt!«
Aus Vogelfedern, die er sorgsam geordnet mit Fäden verknüpfte und mit Wachs verklebte, schuf er mit geschickten Händen sowohl für ihn als auch für seinen Sohn je ein Paar Flügel.



Eindringlich belehrte er seinen Sohn: »Hüte dich davor, zu hoch zu steigen, Ikaros, daß nicht in der Nähe der Sonne deine Flügel Feuer fangen oder das Wachs schmelze, und senke den Flug nicht zu tief aufs Meer hinab, damit nicht dein Gefieder, von der Feuchtigkeit beschwert, dich in die Wogen hinabziehen! Halte dich immer in der Mitte!«
Mit zitternden Händen knüpfte er sodann dem Sohne das Flügelpaar an die Schultern, umarmte ihn zärtlich – und empfahl ihn einem gütigen Geschick.
Daidalos flog voraus, sorgenvoll wie ein Vogel, der seine Brut zum ersten Male aus dem Nest führt. Doch der Knabe folgte so sicher den Weisungen, dass der Vater sich bald beruhigte.

Ikaros flog der Sonne entgegen

Aber Ikaros hatte der sichere Flug allzu zuversichtlich gemacht, er vergaß des Vaters Mahnung und hob sich auf seinen Flügeln höher und höher empor, der Sonne entgegen.
Des Daidalos angstvoller Klageruf erreichte den Knaben nicht mehr. Die brennenden Sonnenstrahlen erweichten das Wachs, das die Flügel verband, und bevor Ikaros es noch recht gewahr wurde, hatten die Flügel sich von seinem Körper gelöst. Verzweifelt schwang der Knabe die nackten Arme dann stürzte er haltlos in die Tiefe. Noch ehe er den Vater zu Hilfe rufen konnte, hatten ihn die Wellen verschlungen.

Eine Insel namens Ikaria

Als Daidalos den Blick zurückwandte, konnte er den Sohn zu seinem Entsetzen nirgends entdecken. »Ikaros! Ikaros!« rief er verzweifelt. Endlich erspähte er in der Tiefe ein paar Federn, die auf den Wellen einsam trieben, und er erkannte die grausige Wahrheit.
Da senkte Daidalos sich zur Erde nieder. Das Herz voll Gram und Trauer, irrte er am Ufer umher, bis die Wellen den Leichnam des Sohnes an den Strand spülten. Zum Gedenken an den unglücklichen Jüngling, der hier sein Grab fand, trägt die Insel seither den Namen Ikaria.

(Quelle: teilweise aus gutenberg.spiegel.de)

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