Um die Bucht von Balos zu besuchen, gibt es 3 Möglichkeiten
1.) mit dem Auto über die Kleinstadt Kissamos und durch das Dorf Kaliviani die staubige, ca.10 km lange nicht asphaltierte Straße dem westlichsten Zipfel Kretas entlang und hinauf bis zu dem Parkplatz. Hier stellt man sein Fahrzeug ab und begibt sich zu Fuß abwärts gen Balos (1,5 km.), ein mit Steinen gepflasterter Weg macht dies recht einfach.
Der Ausblick über die Bucht bis hin nach Gramvousa ist fantastisch, ist fesselnd, die Gegend ist atemberaubend schön, die Farbe des Meeres hellblau oder türkis; es ist wirklich ein Bilderbuch-Anblick.
2.) Zu Fuß: ein Erlebnis ist sicher die 5-stündige Wanderung dem westlichen Berghang entlang von Falasarna bis Balos, die der Bergsteigerverein von Chania in kühleren Jahreszeiten ab und zu durchführt. Diese Wanderung auf keinen Fall auf eigene Faust durchführen.
Die 3. Möglichkeit: Bootsfahrt zur Insel Gramvousa und der Bucht von Balos
3.) Mit dem Boot vom Hafen Kissamos zur Insel Gramvousa, anschließend zum 3-stündigen Badeaufenthalt in der Bucht von Balos und zurück selbstverständlich wieder mit dem selben Boot.
1-stündige Fahrt zur Pirateninsel Gramvousa
Ich bin ein Fan der Boots- und Schifffahrten, ich mag diese Art des Reisens an der frischen Luft, der salzige Wind hat seinen eigenen Reiz, das leichte Schaukeln riecht nach etwas Abenteuer ….. das Boot fährt nahe der kargen Küste entlang, und man kann klar die alte Küstenlinie im Felsen erkennen, die bezeugt, das sich Westkreta nach dem katastrophalen Erdbeben von 365 n.Chr. bis zu 9 m aus dem Meer erhob. Wir fahren um das Kap Gramvousa herum und nähern uns der Insel, das Wasser wird seichter und die Farbe immer türkisfarbener, das Boot legt an den Klippen an.
In Gramvousa angekommen
Recht schnell stehe ich auf dem Land, und jetzt ? Soll ich den Berg hinauf kraxeln bis auf hinauf auf die Festung, oder lieber dem Beispiel deren folgen, die schnurstracks an den herrlichen Sandstrand gehen? Die Sonne scheint erbarmungslos, kein Baum, kein Strauch spenden Schatten. Jetzt oder nie, man kommt ja schließlich nicht jeden Tag … ich schließe mich der langen Reihe von Touristen aller Nationalitäten an, die sich den Berg hinaufwindet.
Der Weg ist zwar ausgelaufen aber nicht eben, es geht recht steil hoch über Stock und Stein, ich blicke verwundert auf Jesuslatschen und pantoffelartiges Schuhwerk (wie machen die das ?), ich komme fast bis zur Festung hinauf, es wären noch weitere 15 Minuten in praller Mittagssonne, und jetzt komme ich zum kritischen Punkt: soll ich mein Märchen weiter spinnen oder meinen Lesern die Wahrheit sagen ? Ich gestehe es, was nicht geht, soll man gehen lassen, ich kehre um. Was mich am meisten dabei stört, ist, das ich wieder keine eigenen Photos vom Berggipfel mit seiner imposanten venezianischen Festung haben werde
Warum der Beiname Pirateninsel?
Dem irischen Wissenschaftler Tim Severin zufolge war Kreta Aeolia (Gramvousa) die Heimatinsel des Gottes Aeolos, bei dem es sich um den Herrn der Winde und einen der zwölf Götter des Olymps aus der Mythologie und Religion der Alten Griechen handelte. In der Antike hieß Gramvousa Korykos (= Ledersack); der Sage nach verweilte Odysseus auf seiner Rückreise nach Ithaka einen Monat auf der Insel. Der Gott der Winde Aeolos hatte die heftigen Sturmwinde in einen Ledersack geschlossen, den er Odysseus übergeben hatte, und dieser sollte den Ledersack keinesfalls vor seiner Rückkehr nach Ithaka öffnen, was aber so nicht geschah.
Die Festung aus dem 16. Jhd. galt in damaligen Zeiten als Meisterwerk und wurde für uneinnehmbar gehalten; von hier aus beobachteten und kontrollierten die Herrscher durch Jahrhunderte hinweg die Meerenge zwischen Westkreta und dem Peloponnes. Leider wurde sie im Sommer 1692 vom venezianischen Offizier Luca Della Rocca aus Kalabrien an die Türken übergeben, die ihm dafür einige Ämter in Konstantinopel versprachen und ihn ironisch auch “Kapitän Gramvousa” nannten. Im Jahre 1825 gelang es kretischen Freiheitskämpfern, die sich als Türken verkleidet hatten, nach zahlreichen Versuchen die Festung einzunehmen. Aufgrund der äußerst schwierigen Lebensbedingungen aber, verschrieben sich die Einwohner von Gramvousa systematisch der Piraterie und überfielen alle Schiffe, die durch die Meeresenge zwischen Gramvousa und der Insel Antikythira segelten; daher auch der Beiname Pirateninsel.
Auf der Insel Gramvousa leben in den Sommermonaten
die Fischer Michalis und Jannis, die den Trubel ausnutzen und auch abgepackte Muscheln und selbst gesammeltes Meersalz verkaufen (letzteres empfehle ich ohne zu zögern), und dieses Jahr zum ersten Mal übersommert hier auch Katherina mit ihrem handgearbeiteten Schmuck.
Im Paradies von Balos
Die Zeit ist um, unser Boot wartet, und schon nähern wir uns der Bucht von Balos. Auch ich freue mich jetzt riesig auf einen erfrischenden Sprung ins Wasser. Wiederum lädt uns das Boot an Felsen ab, und schon nach ein paar Metern ziehe ich meine Schuhe aus, krempel die Hosenbeine hoch, und laufe erstmal ca. 150 m durch das seichte Gewässer des sogenannten Sees, bevor ich an den Sandstrand und ans “richtige” Meerwasser gelange. Der Anblick ist wiedermal fantastisch, nix wie raus aus den Klamotten und ab ins Wasser.
Dies war mein schönstes Bad in diesem Sommer, kristallreines und herrlich frisches Wasser, andere Schwimmer fühlten sich wie Delphine und sprangen endlos über die Wasseroberfläche hinweg, rundherum blicke ich nur auf glückliche Gesichter. Nach einem 2-stündigen Badeaufenthalt ertönt die Sirene des Bootes, alle einsteigen, und gut gelaunt geht es zurück zum Hafen von Kissamos.
Ich hatte einen herrlichen Tag hinter mir !! (Obiges ist ein Erfahrungsbericht vom Sommer 2013)
Nützliche Informationen (Stand Jan. 2018)
- Abfahrt der Boote „Gramvousa“ und „Porto Gramvousa“ vom Hafen Kissamos (3 km weiter westlich vom Ort): 10.15 bis 10.50 Uhr, je nach Boot, Rückkehr um ca. 18.00 Uhr. Diese beiden Schiffe fahren täglich von Juni bis September, in den Monaten Mai und Oktober fährt eines.
- Im Hochsommer gesellt sich noch ein 3. hinzu, Abfahrt vom Hafen um 12.30 Uhr, Rückkehr um 20.30 Uhr.
- Das Ticket kostet: 0-2 Jahre umsonst, 3-12 Jahre 11 €, 13-99 Jahre 27 € / hin und zurück.
- Hinweis: Wer länger als 2,5 Std. in Balos verweilen möchte, kann mit einem der morgendlichen Schiffe nach Balos fahren und mit dem“ Gramvousa Express“ um 18.30 Uhr zurückfahren, das gleiche Ticket ist gültig. Bitte beim Kauf des Tickets nachfragen.
- In der Bucht von Balos werden Sonnenschirme und -liegen vermietet (oft nicht ausreichend für die vielen Besucher), auch gibt es hier 1 Restaurant und 1 Taverne.
- Von ca. 12.00 bis 17.00 Uhr ist die Bucht von Balos recht überlaufen, aber man findet immer noch ein Plätzchen für das eigene Badehandtuch. Wer die Anreise mit dem Fahrzeug vorzieht, erlebt in den späten Nachmittagsstunden weit romantischere Badefreuden.
- Egal ob von Wasser oder mit dem Fahrzeug kommend, man wird aufgefordert, 1 € “Eintritt” zur Erhaltung und Pflege des Strandes Balos zu zahlen. Diese Gelder werden an die Stadt Kissamos weitergeleitet.
Persönliche Anmerkung: wer des Glück hatte, das ehemalige Paradies von Balos schon vor 20 Jahren erlebt zu haben, wird heute enttäuscht den Berg hinauf wandern und vielleicht nie mehr zurückkehren. Das Gleiche gilt für die Strände von Falasarna, für Elafonisi, für das Gebiet des Zedernwaldes Kedrodassos. Die touristische “Entwicklung” und oft rücksichtslose Ausbeutung ohne Hinblick auf zukünftige Schäden für die teilweise unter dem Schutze von Natura 2000 stehenden Gebiete ist nicht aufzuhalten.