Die Samaria Schlucht (to Farángi tis Samariás) auf Kreta ist mit Sicherheit
Einer der schönsten Orte in Griechenland
Ein Ort der durch die Jahrhunderte hinweg Legenden wob und Geheimnisse hütete. Die 300.000 Besucher, die jährlich durch die 18 km lange Schlucht wandern, tun dies für gewöhnlich ohne sich der geschichtlichen und mythischen Bedeutung dieses Ortes wahr zu sein. Als ein für die Einheimischen fast heiliger Ort, ein Denkmal der Freiheit (fanden hier doch die jeweiligen Partisanen jahrhundertelang Zuflucht), leistet die Samaria Schlucht heute stolzen Widerstand gegen den zeitgenössischen Wirbelsturn der Zivilisation.

Die Bewohner der Region nennen die Samaria Schlucht schlicht „Die Schlucht (o Fárangas)“, denn davon gibt es für sie nur eine…. die weiteren 37 (ebenfalls) Schluchten der Präfektur Chania können es nicht mit der Größe und Wildheit der Schlucht aufnehmen.
Auf eigene Faust durch die Samaria Schlucht
(Letzte Aktualisierung Juni 2022)
- Mit dem Linienbus. Hier geht es zu den Fahrplänen: Bus Service Crete.
- Nach dem Durchlaufen der Schlucht mit der Fähre (ANENDYK your domestic greek ferry line) von Agia Roumeli westlich nach Sougia und Paleochora oder östlich nach Loutro und Chora Sfakion und weiter mit dem Linienbus.
- Die Linienbusse von Sfakia nach Rethymnon oder Chania richten sich mit ihrer Abfahrt nach der Ankunft des Schiffes aus Agia Roumeli. Auch der Linienbus von Sougia nach Chania wartet auf das Schiff von Agia Roumeli.
- Öffnungszeiten und -tage der Samaria Schlucht: jährlich vom 1. Mai bis zum 15. Oktober geöffnet. Dies ist allerdings vom Wetter abhängig. Die Schlucht wird auch im Sommer manchmal auf Grund außergewöhnlicher Hitze geschlossen. In diesem Falle fragt am Vortag der geplanten Wanderung besser in einem örtlichen Reisebüro oder an der Hotelrezeption nach.Die Schlucht öffnet sowohl vom Südeingang in Agia Roumeli als auch vom Nordeingang Xyloskalo auf der Omalos Hochebene um 07.00 Uhr morgens, letzter Einlass ebenfalls von beiden Seiten ist um 16.00 Uhr.
- Eintrittspreis in die Samaria Schlucht: 5 Euro/ Kinder und Jugendliche bis 15 J. frei. Das Ticket muss beim Verlassen der Schlucht vorgezeigt werden.
- Es gibt in der Schlucht in regelmäßigen Abständen Quellwasser und Toiletten (beides ca. 4-5 mal über die Strecke verteilt).
- Durchlaufdauer: 6-7 Stunden mit kurzen Pausen.
- Es gibt ebenfalls an 2 Stellen einen Wächter und Festnetztelefone für den Notfall. Mobile Telefone haben nur an 1-2 Stellen Empfang.
- Im Dorf Agia Roumeli gibt es zahlreiche Tavernen und auch einen schönen Strand. Deshalb auch den Badeanzug nicht vergessen.
- Bitte auch den Verhaltensregeln des Nationalparkes folgen.
Wie die Samaria Schlucht zu ihrem Namen kam
Ihren Name „Samaria“ bekam die Schlucht von der byzantinischen Kirche der Osia Maria von Ägypten, nahe dem Dorf Samaria gelegen, auf halbem Wege hinunter zum libyschen Meer. Osia Maria wurde im Volksmund zu Sia-Maria und am Ende zu „Samaria“ gekürzt.
Der hiesigen kirchlichen Geschichte zufolge wurde Maria 345 n. Chr. in Alexandria geboren. Sie war sehr schön, liebte die körperlichen Freuden und genoss ihr Leben in vollen Zügen. Aber als sie eines Tages die heilige Stadt Jerusalem besuchte, empfand sie das Bedürfnis zur Reue und widmete seitdem ihr Leben der Askese. Ihrem Gedächtnis zu Ehren feiert die orthodoxe Kirche jährlich am 1. April ihren Namenstag in der Kirche Osia Maria.
Der Nationalpark Samaria wurde 1962
zur Aufrechterhaltung der einzigartigen endemischen Fauna und zum Schutz seltener Greifvögel und der kretischen Wildziege Capra aegagrus cretica gegründet.
Die letzten 30 Einwohner des Dorfes Samaria, welches zur Zeiten der Komnenos Familie im Byzanz ca. 900 n. Chr. gegründet wurde, mussten die Schlucht verlassen und zogen an die Südküste in die Siedlung Agia Roumeli. Fast 1000 Jahre lang hatten die Dorfbewohner das schon seit minoischen Zeiten begehrte Holz der kretische Zypresse für den Schiffsbau geliefert. Die Bewohner der Südküste Kretas waren bekannte Seefahrer und reisten des öfteren bis hin nach Ägypten, und so findet auch die Kirche der Osia Maria der Ägypterin in der Samaria Schlucht ihre Daseinsberechtigung.
Die Samaria Schlucht ist ein seltsamer und zum Überleben sehr schwieriger Ort. Die Natur ist beeindruckend. Der Gedanke an ein hier dauerhaftes Verweilen beflügelt die Phantasie. Im Winter ist die Schlucht wegen der Wassermengen unzugänglich, schwemmt doch der aus minoischen Zeiten herrührende Fluss Tarraios vollkommen über.
Auch ein Heiligtum der Artemis gab es genau an der Stelle wo der Wanderer, von der Omalos Hochebene kommend, nach 4 km auf das Kirchlein des hlg. Nikolaus trifft.
Als der englische Reisende Robert Pasley die Samaria Schlucht im Mai 1834 besuchte, zeigten ihm die Führer aus Sfakia das „Land der Griechen“, so nannten sie die Schlucht.
Gen Norden schweift der Blick zum Gingilo, den höchsten Gipfel der Weißen Berge, auch „Thron des Zeus“ genannt. Am südlichen Ausgang der Samaria Schlucht am Libyschen Meer an Stelle der heutigen Siedlung Agia Roumeli lag die antike Stadt Tarra. Die Stadt Tarra war zu römischen Zeiten ein wichtiges Zentrum zur Glasherstellung; es gab ebenfalls einen Tempel des Tarraioy Apollon und ein bekanntes Heilzentrum.
Legenden und Mythen
Die Legende besagt, dass der Gott Apollo die Samaria Schlucht aufsuchte, um sich hier von dem großen Priester und Heiler Karmanora die Sünde des Mordes an Python in Delphi erlassen ließ. Bei dieser Gelegenheit verliebte Apollo sich in die Minoerin Akkakalida, Enkelin des Dias.er war so betäubt von ihrer Schönheit und Anmut, dass der Gott des Lichtes die Nacht und den darauf folgenden Tag in ihren Armen verweilte … dies war die längste Nacht, die die Welt je gekannt hat.
Die Legende der Chrisomalousa (der Goldhaarigen)
Unzählige Mythen weben sich um die Samaria Schlucht, deren Herkunft in den Nebeln der Zeit verloren geht. Aber eine Geschichte ist doch etwas ganz Besonderes und erzählenswert: Die Legende der Chrisomalousa (die Goldhaarige). In den Jahren der venezianischen Besatzung, 1319, war das schöne Mädchen Chrisi aus dem Haus Skordili aus Sfakia Ursache für ein großes Gemetzel. Der Venezianer Kapoyletos aus der Garde von Sfakia, ließ einen Zopf ihres Haares abschneiden als Strafe dafür, dass sie sich weigerte, seinen romantischen Stimmungen nachzugeben. Die Familie der Skordilis aber war byzantinischen Ursprungs. Der Kaiser Alexios Komnenos hatte ihnen den Bezirk Sfakia mit kaiserlichem Siegel zugestanden. Diese Episode gab den Anstoß für die Gründung der Widerstandsbewegung der Skordilis. Ein und ein halbes Jahr lang versuchten die Venezianer erfolglos in die Samaria Schlucht einzudringen, wo sich viele der Partisanen aus Sfakia verbargen. Sie stießen jedesmal auf den bewaffneten Widerstand der Skordilis. Die Verluste der Venezianer waren so groß, da sie gezwungen waren, sich zurückzuziehen. Der Legende nach wurde das goldhaarige Mädchen Chrisi zur Nonne und verbrachte den Rest ihres Lebens in in der Kirche der Osia Maria in der Schlucht.
Als in den 70er Jahren die Kirche restauriert wurde, fanden die Arbeiter ein Grab. Es enthielt die Knochen einer Frau mit von der Zeit unbeeinflussten Haaren und mit einem seltsamen Juwel geschmückt. Dieser Fund wurde von den Kretern mit der Nonne Chrisi, der Chrysomalousa, in Zusammenhang gebracht.
Der Gott Apollo, seine Schwester Artemis, der Hlg. Nikolaos und die Osia Maria sind für immer verwebt mit der magischen Natur der Samaria Schlucht mit ihren unberührten wilden Felsen. Legenden, Mythen, die byzantinischen Kirchen und archäologischen Funde lassen die Zeit still stehen und beflügeln die Phantasie.
Flora und Fauna in der Samaria Schlucht
Die Tierwelt der Samaria Schlucht ist mit 32 Arten Säugetieren, 3 Arten Amphibien, 11 Arten Reptilien und ca. 200 Arten aus der Vogelwelt als besonders reich zu bezeichnen. Die Aufzeichnung der Pflanzenwelt der Samaria Schlucht bzw. der Weißen Berge ist immer noch nicht vervollständigt. Wie sollte sie auch; fand man doch 2007 eine neue Art der Anthemis Samariensis (Turland 2007). Dies ist eine Chasmophyten Staude, an einem steilen Hang der Weißen Berge.
Anhang: alle Photos sind von meiner lieben Freundin Georgia Simantiraki zur Verfügung gestellt. Ich selbst bin durch die Jahre hindurch einige Male durch die Schlucht gelaufen, aber leider ohne Fotoapparat. Heute fühle ich mich körperlich nicht mehr in der Lage, so viele Kilometer Fußweg über Stock und Stein gut zu bewältigen.