Die byzantinische Kirche des Erzengels Michael,
nahe dem Dorf Episkopi bei Kissamos in der Region Chania gelegen, ist ein außergewöhnlicher alt-christlicher Tempel aus dem 6. Jahrhundert n.Chr
Man nennt sie auch Rotunda
wegen ihrer seltenen architektonischen Bauweise, ist sehr gut erhalten und nicht nur auf Kreta, sondern auch Griechenlandweit einzigartig. Sie ist rund um das zentrale rechteckige Gebäudes mit einer großen Kuppel angelegt, welche auf ihrer Außenseite treppenförmig zur Kuppelspitze führt.
In ihrem Innenbereich besteht die Kirche aus vielen Abteilungen, die alle mit dem zentralen kreisförmigen Raum kommunizieren. In der nördlichen Abteilung, im Heiligtum, befindet sich der gemauerte heilige Altar. Es gibt 2 Flächen in Form eines Kreuzes, eines im Mosaikboden und ein noch größeres in der Vorhalle eingebettet.
Östlich der zentralen Kuppel überragt ein halbzylinderförmiger Bogen mit einer abgestuften Oberfläche und einem großen muschelförmigen Fenster, der von einer mit zwei Kuppeln ausgestatteten Kapelle überdacht ist.
Westlich des zentralen Domes liegt die ebenfalls mit einer Kuppel überdachte Vorhalle, gefolgt von einer Terrasse. Auf der erhöhten Ebene schließt der Komplex mit einer Reihe von rechteckigen Räumen ab, die sich auf die Nordseite erweitern.
Die Mosaikböden
Der Tempel hat bemerkenswerte Mosaike mit Dekor von Weinranken, Efeu-Blättern, Fischen, Waagen und einem Rahmen aus sich kreuzenden Halbkreisen, die auf die zweite Hälfte des sechsten Jahrhunderts zurückdatiert werden kann; in diesem Zeitraum wurde der gesamte Kirchenkomplex erbaut.
Im Mosaikboden des Diakonikon (Sakristei) liegt ein kreuzförmiges Taufbecken eingebettet. Ein noch größeres kreuzförmiges Taufbecken, das in der heutigen Vorhalle zu finden ist, war wohl ursprünglich im Kirchenschiff platziert.
Die ehrwürdigen Fresken der Kirche
Ein weiteres wichtiges Element sind die Fresken auf den Wänden der Kirche, die bruchstückhaft in vier oder fünf Schichten überlebt haben.
Zur ältesten Schicht aus dem 7. Jahrhundert zählen die Fresken der Himmelfahrt auf der Kuppel, des Hlg. Matthäus in der Vorhalle, des Hlg. Georg mit einer Votivgabe im Diakonikon und der Erzengel mit der Jungfrau Maria im Altar und gelten als Kunstwerke unvergleichlicher Qualität.
Die zweite Schicht umfasst Kreuze von Edelsteinen mit Fühlern die in „Äpfel“ auslaufen. Die Datierung dieser Fresken geht auf den Bilderkrieg zurück; dies wird durch die vielen auf das Kreuz bezogene Inschriften bezeugt. Diese Ansicht basiert auf der Tatsache, daß das Dekor damals mit einer dünnen Schicht weißen Gipses überzogen wurden, um anschließend im späten 12. Jahrhundert durch erneute Wandmalerei bedeckt zu werden.
Die nächste Schicht der Malerei stammt aus der Zeit, in der die Kirche als Kathedrale funktionierte und ist ein ausgezeichnetes Beispiel von Komnenischer Kunst des späten 12. Jahrhunderts. Die ikonographischen Darstellungen umfassen niedrige schlanke Gestalten der Heiligen, die Himmelfahrt im Bogen des Heiligtums, Szenen aus der Passion in der großen Kuppel und andere Szenen aus den Evangelien und der Jungfrau Maria in den Seitenräumen.
Die nächsten zwei Schichten aus dem späten 13. und frühen 14. Jhdt. bilden einen Versuch, die teilweise zerstörten monumentalen Leistungen des 12. Jahrhunderts würdig zu ersetzen.
Die Fresken aus dem 14. Jhdt. werde mit dem berühmten Maler Michael Veneris in Zusammenhang gebracht.
Die Rotunde als Diözese von Kissamos
Vom 9. bis zum 19. Jhdt. wurde die Rotunde zeitweise als Kathedrale der Diözese Kissamos benutzt; daher auch der Name des anliegenden Dorfes „Episkopi“ (gr. für Diözese). Der Wohnsitz des Bischofs wurde im westlichen Teil der Kirchenanlage während der osmanischen Herrschaft erbaut, die Ruinen sind heute noch sichtbar. Hier kämpfte der Märtyrer Bischof von Kissamos Melchisedek Despotakis, Mitglied der Gesellschaft für die Befreiung Griechenlands (Filiki Eteria), gegen die Osmanen. Er wurde anschließend auf dem Ahornbaum des Splantzia Platzes in Chania im Jahre 1821 erhängt. (Der riesige Ahornbaum schmückt auch heute noch den Platz Splantzia in der Stadtmitte Chanias.)
Die Rotunde, die heilige Kirche des Erzengels Michael, ist auf Grund ihres Alters, ihrer besonderen Architektur, der außergewöhnlichen Wandmalereien und ihrer Geschichte ein äußerst bedeutendes Denkmal nicht nur auf der Insel Kreta, sondern Griechenlandweit.
Nützliche Informationen
Die Kirche feiert an den folgenden Daten und natürlich ist jeder Besucher herzlich willkommen:
- Die „Segnung der Früchte der Erde“ wird in der Heiligen Kirche Rotunde am 1. Sonntag im August jedes Jahr gefeiert. Dies ist eine sehr beliebte Kirchenfeier für Einheimische und Besucher, sie findet von ca. 19.00 bis 21.30 Uhr statt.
- Die Messe zur Feier des Namenstages des „Erzengel Michael“ am 7. November in den frühen Morgenstunden
- Die Messe zur Feier des Namenstages des „Melchisedek“ am 14. Dezember in den frühen Morgenstunden
Öffnungszeiten der Heiligen Kirche des Erzengels Michael:
Eine sehr freundliche Dame aus dem Dorf Episkopi öffnet die Kirche freiwillig. Im Sommer kann sie hier täglich (außer Sonntags) von 10.00 bis 13.00 Uhr und von 16.00 bis 18.00 Uhr gefunden werden.
Eintritt: frei
Gruppen oder spezielle Anliegen: Da diese Kirche ein sehr seltenes Denkmal seiner Art darstellt, können wir Ihnen helfen, einen Besuch mit entsprechender Führung zu organisieren, für Gruppen oder spezielle Anfragen auch außerhalb der genannten Öffnungszeiten, auch im Winter.