O Tannenbaum, o Tannenbaum, nein dies ist nicht der Fall während der Weihnachtszeit auf Kreta.
In 90% der Familien die ich kenne, hängen bunte und blinkende Lichterketten zusammen mit Plastikschmuck an Plastikbäumen. Und naja, seitdem auch ich jedes Jahr einen faltbaren Weihnachtsbaum aus der Abstellkammer hole, muss ich seinen praktischen Wert anerkennen. Weihnachten ist nicht das größte kirchliche Fest der orthodoxen Religion, es steht einen Rang hinter Ostern.
Weihnachtszeit auf Kreta
Die traditionelle Weihnachtszeit auf Kreta wird durch die am 15. November beginnende Fastenzeit eingeleitet; die festliche Zeit anschließend dauert 12 Tage lang: vom 25. Dez. bis zum 05. Januar, dem Vortag des “Foton” (des Lichtes).
Einige Tage vorher beginnt die Hausfrau mit den Vorbereitungen; dazu gehört das Backen der Plätzchen Melomakarona und Kourambiedes, die natürlich erst nach dem Auslaufen der Fastenzeit serviert werden.
Die Weihnachtstage
Am Weihnachts-Vortag, dem 24. Dezember, klingelt es schon in aller Herrgotts früh an allen Haustüren, kleine und auch größere Kinder, mit Triangeln ausgerüstet, singen das Weihnachtslied (Kalanta) und nehmen im Austausch für ihren Gesang gerne ein kleines Taschengeld entgegen.
Als Festschmaus am 1. Feiertag dient eine Suppe von Schweinefleisch zubereitet oder auch ein Schweinebraten, teilweise wird auch als spätes Frühstück schon kurz angebratene Häppchen Schweinefleisch angeboten, viele Hausfrauen haben auch ein besonderes Brot gebacken, das Christopsomo (Christus-Brot).
Am 2. Weihnachtsfeiertag geht man auch hier gerne außerhalb essen, wobei sich die traditionellen Tavernen in den landeinwärts gelegenen Dörfen an großer Beliebtheit erfreuen.
Neujahrsfest
Der Vortag des Νeujαhres steht vor der Tür. Wieder wird man von Kindern jeden Alters aufgeweckt, diesmal mit dem “Neujahrslied” (Kalanta). Auch eine Blumenzwiebel “Scilla Maritima” bekommt man im Laufe des Tages gegen ein Entgelt angeboten, diese legt man auf die Haustür-Schwelle sie soll für das kommende Jahr Glück bringen.
Am selben Vormittag musiziert die Kapelle der Stadt in den Hauptstraßen und spielt ebenfalls die Kalanta. Abends versammeln sich Familie und Freunde im Hause und es wird geschmaust.
Die Hausfrau hat eine Vasilopita (= Königskuchen, eigentlich ein normaler Sandkuchen mit Puderzucker bestreut) gebacken, wobei sich im Teig ein mit Alufolie umwickelte kleine Münze (=Flouri) befindet, die ihrem Finder das ganze kommende Jahr über Glück bringen soll. Mitternacht ist da ….. Χρόνια Πολλά (Chronia Polla= viele Jahre) wird gewünscht, die Vasilopita verteilt und der Flouri-Finder beneidet !
Und jetzt geht es los ….. die Karten werden herausgeholt, und so mancher hat bis zum frühen Morgengrauen ein kleines oder auch größeres Vermögen verspielt! Auch die Bouzouki Lokale sind nach Mitternacht sehr gut besucht, dance the night away!!
Am nächsten Tag ist der ganze Zauber vorbei, es ist lediglich noch abzuwarten, wer den Podariko im Hause macht (welcher Besucher zuerst seinen Fuß ins Hause setzt), wobei Männerfüße klar bevorzugt werden. Auch dies bringt Glück für das ganze Folgejahr.
Das Weihen der Gewässer – Ton Foton
Der 6. Januar ist da, es ist der Tag “Ton Foton”. Heute werden die Gewässer geweiht. Nach der kirchlichen feierlichen Messe laufen Priester (mit einem Kreuz ausgerüstet) und die Gläubigen bis hin zum Meer oder auch Fluß. Das Evangelium wird nochmals gelesen und das Kreuz ins Wasser geworfen. Im selben Moment springen mutige und der Kälte trotzende Männer hinterher, wer das Kreuz rettet ist für das ganze Jahr gesegnet. Mit diesem Ereignis neigt sich die Weihnachtszeit auf Kreta ihrem Ende zu!
Streit der Kulturen
Man muss leider sagen, dass die griechischen Gebräuche in den letzten Jahrzehnten stark von westlicheren Einflüssen geprägt wurden und daher auch oft ein Kuddelmuddel herrscht. Z.B. wurden Geschenke ursprünglich am 1.Januar verteilt, heute beschenkt sich die halbe Bevölkerung an Weihnachten! Ganz glückliche Kinder werden sogar an beiden Festen beschert.
Auch der Weihnachtsbaum hielt durch westliche Einflüsse seinen Einzug in die griechischen Häuser, brachte ihn doch erstmals der bayerische König Otto 1833 nach Athen. Der traditionellen griechischen Sitte gemäß schmückten bis dato einfache Holzschiffchen die Häuser.